Dienstag, 25. September 2012

Niederösterreichs Charolaiszüchter auf Studienreise in Frankreich



Mit dem Flugzeug nach Paris und mit dem Mietauto ins Herz der Charolaiszucht – die Region um Magny Cours in Zentralfrankreich war das Ziel der 5-tägigen Züchterreise. Fünf hochinteressante Betriebe, eine spannenende Nationale Jungviehschau samt Versteigerung und der Besuch eines Schlachtbetriebes sowie einer Viehvermarktungsgenossenschaft mit Schwerpunkt Einstellervermarktung standen auf dem Programm. Natürlich durfte auch der Spaß und der kulinarische Genuss nicht zu kurz kommen.


Jungviehschau und Versteigerung

Die vom Herdbuch organisierte nationale Jungviehschau mit 292 männlichen und 41 weiblich (ausschließlich Charolais-) „Kälbern“ im Alter von 6 bis 10 Monaten ist sozusagen der Startschuss für die insgesamt 27 regionalen Charolais-Schauen im Herbst. Die beeindruckende Entwicklung der Jungtiere (männliche mit Tageszunahmen bis 2kg und darüber) sowie die hervorragende Präsentation ließ die Züchterherzen höher schlagen. Schon die einzelnen Gruppenentscheide mit vielen Nachzuchten verschiedenster interessanter Blutlinien, die zeitgleich in 7 verschiedenen Ringen gerichtet wurden, wurden mit Spannung verfolgt. Für die spannendste Entscheidung sorgte jedoch der Endentscheid der „Stierkälber“, wo die 34 mit dem 1. Preis ihrer Gruppe ausgezeichnet um den „Prix d’Honneur“ antraten. Den Abschluss der Schau bildeten die Entscheidungen für die Betriebssammlungen.

Am Nachmittag folgte dann die Versteigerung, die einzig national organisierte. Dafür wurden bereits im Juli aus 150 „Stierkälbern“ 59 vorgemustert. Wie bei den anderen Versteigerungen Frankreichs in diesem Jahr war auch bei der Nationalversteigerung ein deutlicher Aufwärtstrend bei den Preisen erkennbar. Insgesamt wurden 39 Stück zu einem Durchschnittspreis von 6915 € netto versteigert. Den Tageshöchstpreis erzielte der zuvor zum Champion gekürte Fameux (Te Voila) -Sohn Heracles mit einem Zuschlagspreis von 45.000 €. Käufer waren ausschließlich Züchter oder Züchtergemeinschaften, zumeist aus Frankreich, aber auch aus Irland und Portugal.


Schlachthof und Viehvermittlungsgenossenschaft

Ausführlich konnte der Schlachthof in Villefranche der Firma Socopia, des 3. Größten Schlacht- und Fleischverarbeitungskonzerns Europas, besichtigt werden. Zahlreiche Firmenstandorte, zT reine Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe sind über ganz Frankreich verteilt. Auf dem Standort in Villefranche werden hauptsächlich Rinder, wobei 76 % Charolais sind, geschlachtet. Über alle Rassen gleich bilden Kühe und 3-Jährige Kalbinnen den höchsten Anteil, dagegen entfallen lediglich 11% der gesamten Rinderschlachtungen auf die Kategorie Jungstiere.
Da die Rasse deklariert wird, sind Kreuzungen unerwünscht und es gibt auch Preisabschläge. Anders als bei uns gibt es in der Klassifizierung eine weitere Unterteilung der der EUROP-Klassen in +/=/-.

Die Genossenschaft Sococoviac ist für die Vermittlung von Schlacht und Lebendvieh zuständig. Im Lebendbereich sind es vor allem männliche Einsteller, welche hauptsächlich nach Italien exportiert werden. Über die Sammelstelle in Villefranche werden jährlich rund 20.000 Einsteller vermittelt, wobei sie sowohl bei der Anlieferung als auch vor der Verladung verwogen werden. Wie die Zuchtviehpreise haben auch die Einstellerpreise 2012 deutlich angezogen. Für den italienischen Markt sind dabei die reinen Charolais im Alter von 8-10 Monaten mit Gewichten von 400-450 kg die beliebtesten und daher teuersten, da sie das höchste Wachstumspotential aufweisen.

Betriebsbesichtigungen

Einen interessanten Streifzug bildeten die Besichtigungen der insgesamt sieben Charolais-Zuchtbetriebe (Jean-Christian und Albert Raymond (58), Lea und Denis Laboisse (03), GAEC Blanchard (63),GAEC Micaud (03) und SCEA Riotte-Schrapfer (89)) . Sowohl in der Betriebsgröße (von 60 – 240 Kühe), vom Gelände (200 m – 700 m Sehöhe; flach bis hügelig), in den Besitzverhältnissen (Eigentümer bzw. nur gepachtet; Alleinbewirtschafter oder Betriebsgemeinschaft) bis hin zur Kuhgröße (mittel – großrahmig) konnte ein guter Querschnitt der französischen Betriebe gesehen werden.
In einem unterschieden sie sich jedoch nicht – der Leidenschaft zur Charolais-Zucht und vor allem dem Hang zur Linienzucht mit dem Ziel gut produzierende Kühe mit schnellwachsenden Kälbern zu züchten. Da jeder Betrieb mit Embryotransfer arbeitet, zeigte dass dieser in der französischen Hochzucht eine große Rolle spielt. Höchst interessante Nachzuchten diverser Besamungsstiere bzw. Verwandtschaften zu Besamungsstieren waren ausreichend zu sehen und füllte so manche Speicherkarte der Digitalkameras. 

Von vielen imposanten Eindrücken und zahlreichen „Anpaarungsideen“ wird die heimische Charolaiszucht mit Sicherheit profitieren und mit Sicherheit wird das eine oder andere davon bereits auf der Schau beim 1. NÖ Fleischrindertag am 9. März 2013