Mit dem Flugzeug nach Paris und mit dem
Mietauto ins Herz der Charolaiszucht – die Region um Magny Cours in
Zentralfrankreich war das Ziel der 5-tägigen Züchterreise. Fünf
hochinteressante Betriebe, eine spannenende Nationale Jungviehschau samt
Versteigerung und der Besuch eines Schlachtbetriebes sowie einer
Viehvermarktungsgenossenschaft mit Schwerpunkt Einstellervermarktung standen
auf dem Programm. Natürlich durfte auch der Spaß und der kulinarische Genuss
nicht zu kurz kommen.
Jungviehschau und Versteigerung
Die vom Herdbuch organisierte nationale
Jungviehschau mit 292 männlichen und 41 weiblich (ausschließlich Charolais-)
„Kälbern“ im Alter von 6 bis 10 Monaten ist sozusagen der Startschuss für die
insgesamt 27 regionalen Charolais-Schauen im Herbst. Die beeindruckende
Entwicklung der Jungtiere (männliche mit Tageszunahmen bis 2kg und darüber) sowie
die hervorragende Präsentation ließ die Züchterherzen höher schlagen. Schon die
einzelnen Gruppenentscheide mit vielen Nachzuchten verschiedenster
interessanter Blutlinien, die zeitgleich in 7 verschiedenen Ringen gerichtet
wurden, wurden mit Spannung verfolgt. Für die spannendste Entscheidung sorgte
jedoch der Endentscheid der „Stierkälber“, wo die 34 mit dem 1. Preis ihrer
Gruppe ausgezeichnet um den „Prix d’Honneur“ antraten. Den Abschluss der Schau
bildeten die Entscheidungen für die Betriebssammlungen.
Am Nachmittag folgte dann die
Versteigerung, die einzig national organisierte. Dafür wurden bereits im Juli
aus 150 „Stierkälbern“ 59 vorgemustert. Wie bei den anderen Versteigerungen
Frankreichs in diesem Jahr war auch bei der Nationalversteigerung ein
deutlicher Aufwärtstrend bei den Preisen erkennbar. Insgesamt wurden 39 Stück
zu einem Durchschnittspreis von 6915 € netto versteigert. Den Tageshöchstpreis
erzielte der zuvor zum Champion gekürte Fameux (Te Voila) -Sohn Heracles mit
einem Zuschlagspreis von 45.000 €. Käufer waren ausschließlich Züchter oder
Züchtergemeinschaften, zumeist aus Frankreich, aber auch aus Irland und
Portugal.
Schlachthof und
Viehvermittlungsgenossenschaft
Ausführlich konnte der Schlachthof in
Villefranche der Firma Socopia, des 3. Größten Schlacht- und
Fleischverarbeitungskonzerns Europas, besichtigt werden. Zahlreiche
Firmenstandorte, zT reine Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe sind über ganz
Frankreich verteilt. Auf dem Standort in Villefranche werden hauptsächlich
Rinder, wobei 76 % Charolais sind, geschlachtet. Über alle Rassen gleich bilden
Kühe und 3-Jährige Kalbinnen den höchsten Anteil, dagegen entfallen lediglich
11% der gesamten Rinderschlachtungen auf die Kategorie Jungstiere.
Da die Rasse deklariert wird, sind Kreuzungen
unerwünscht und es gibt auch Preisabschläge. Anders als bei uns gibt es in der
Klassifizierung eine weitere Unterteilung der der EUROP-Klassen in +/=/-.
Die Genossenschaft Sococoviac ist für
die Vermittlung von Schlacht und Lebendvieh zuständig. Im Lebendbereich sind es
vor allem männliche Einsteller, welche hauptsächlich nach Italien exportiert
werden. Über die Sammelstelle in Villefranche werden jährlich rund 20.000
Einsteller vermittelt, wobei sie sowohl bei der Anlieferung als auch vor der Verladung
verwogen werden. Wie die Zuchtviehpreise haben auch die Einstellerpreise 2012
deutlich angezogen. Für den italienischen Markt sind dabei die reinen Charolais
im Alter von 8-10 Monaten mit Gewichten von 400-450 kg die beliebtesten und
daher teuersten, da sie das höchste Wachstumspotential aufweisen.
Betriebsbesichtigungen
Einen interessanten Streifzug bildeten
die Besichtigungen der insgesamt sieben Charolais-Zuchtbetriebe (Jean-Christian und Albert Raymond (58), Lea und Denis Laboisse (03), GAEC Blanchard (63),GAEC Micaud (03) und SCEA Riotte-Schrapfer (89)) . Sowohl in der
Betriebsgröße (von 60 – 240 Kühe), vom Gelände (200 m – 700 m Sehöhe; flach bis
hügelig), in den Besitzverhältnissen (Eigentümer bzw. nur gepachtet;
Alleinbewirtschafter oder Betriebsgemeinschaft) bis hin zur Kuhgröße (mittel –
großrahmig) konnte ein guter Querschnitt der französischen Betriebe gesehen
werden.
In einem unterschieden sie sich jedoch
nicht – der Leidenschaft zur Charolais-Zucht und vor allem dem Hang zur
Linienzucht mit dem Ziel gut produzierende Kühe mit schnellwachsenden Kälbern
zu züchten. Da jeder Betrieb mit Embryotransfer arbeitet, zeigte dass dieser in
der französischen Hochzucht eine große Rolle spielt. Höchst interessante
Nachzuchten diverser Besamungsstiere bzw. Verwandtschaften zu Besamungsstieren
waren ausreichend zu sehen und füllte so manche Speicherkarte der
Digitalkameras.
Von vielen imposanten Eindrücken und
zahlreichen „Anpaarungsideen“ wird die heimische Charolaiszucht mit Sicherheit
profitieren und mit Sicherheit wird das eine oder andere davon bereits auf der
Schau beim 1. NÖ Fleischrindertag am 9. März 2013